Unser Mentor für die Poetischen Orte: Tonino Guerra
von Klaus Philippscheck
Tonino Guerra war in Santarcangelo di Romagna unweit nördlich von Rimini aufgewachsen – in einem ländlichen Markt, der die bäuerliche Kultur wie im Vergrößerungsglas sichtbar machte. Zum Lehrer ausgebildet, kam Tonino Guerra in die Welt des Films, der damals berühmt wurde, weil er soziale Sachverhalte spiegelte, auch mit Dialekten. Dann ging er nach Rom und wurde Drehbuchautor berühmter Filmemacher wie Antonioni, Fellini, Rosi, Taviani, Tarkowski.
(Porträtfoto: Wikipedia) |
Aber es zog den Dichter Guerra in seine Heimat zurück. Er beschrieb in Geschichten, Gedichten und Poemen den Untergang der bäuerlichen Kultur im Marecchia-Tal : als menschliche Tragödie - und zugleich machte er sichtbar, was an Schätzen in Natur und Kultur verloren ging – als Werte der Menschheit.
Hoch über dem Fluß steht die kleine Stadt Pennabilli. Der dortige Barbier Gianni Giannini, ein außerordentlich gebildeter Mann, lockte den Dichter, indem er ihm ein altes Haus in einer landschaftlich phantastischen Lage anbot und es herrichtete.
Und hier beginnt nun der zweite, konkrete Teil der Poetik: das Projekt der Poetischen Orte. Guerra und Giannini ließen sich von der Stadt ein Grundstück schenken und gestalteten darauf einen Garten: den „Orto dei frutti dimenticati“- den "Garten der vergessenen Früchte". Sie pflanzten Bäume mit Früchten, die es auf den Märkten nicht mehr gab, weil immer mehr Obst standardisiert geworden war – hier aber konnte man die Äpfel und Birnen der Urgroßeltern und vieler Jahrhunderte sehen und schmecken. Mit seinen magischen Texten und Skulpturen wurde der Garten zu einer kulturellen Herausforderung.
im "Garten der vergessenen Früchte" (Foto: phil) |
der "Winkel der verlorenen Madonnen" (Foto: phil) |
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