08 August 2014



Das Skriptorium: Neueinrichtung im Jahr 2014

der neue Raum im Chorherrenhaus
Die Neu-Einrichtung des Skriptoriums im Chorherrenhaus in der Stiftstraße, das im 15. Jahrhundert, noch zu Zeiten des weltlichen Chorherrenstifts, errichtet wurde, hat diese mittelalterliche Schreibstube an einen stimmigen Platz gebracht. Alle Besucher sind beeindruckt von der Atmosphäre dieses Ortes - nicht nur die Kinder beim Skriptoriums-Projekt. Die gestiegene Bedeutung dieser Einrichtung spiegelt sich auch in der Tatsache wieder, dass die Stadt Sindelfingen sie als Dépendance des Stadtmuseums übernommen hat.
Eberhard und Mechthild: Sohn und Mutter


die Chorherren in einem Fenster der Tübinger Stiftskirche und des Sindelfinger Skriptoriums
Schon viele Gruppen haben diesen nunmehr fest eingerichteten Raum besucht und tauchten dabei nicht nur in eine schöne Bilderwelt ein, sondern auch  in die religiöse, theologische und philosophische Welt des einflussreichen Sankt-Martin-Stifts. Auch die Tatsache, dass das Stift immer stärker in den Griff des württembergischen Grafenhauses geriet, ist bildlich thematisiert - durch die Glasbilder, die den Fenstermalereien in der Tübinger Stiftskirche nachempfunden sind. So gerät hier auch die "Landespolitik" des württembergischen Grafenhauses ins Blickfeld.

So wird das Skriptorium - neben seiner Hauptfunktion als Ort eines mittlerweile 12-jährigen Grundschul-Projekts - allmählich auch zu einer eindrucksvollen und einzigartigen Ergänzung des Erlebnisses "Martinskirche und ihr Stiftsquartier". 

07 August 2014

Ein Poetischer Ort am "Armesünderfriedhof"

einst ein verrufener Ort - heute städtische Grünanlage...

Am Freitag, dem 23. Mai 2014 wurde ein weiterer Poetischer Ort in Sindelfingen eingeweiht: am einstigen, so genannten "Armesünderfriedhof", am Klostersee gelegen.


Karte des 17. Jahrhunderts
An diesem heute idyllischen Ort weisen uns alte Mauern auf eine weit vergangene Zeit hin: Hier lag bis zur Reformation eine kleine Marienkapelle. Nach ihrem Abriss wandelte sich der Ort: Nun wurden die Mörder, die Selbstmörder, die Ungetauften zwischen den alten Mauern verscharrt - in ungeweihter Erde, also der ewigen Verdammnis überlassen. Immer wieder lässt uns die Grausamkeit dieser Zeit, auch Kindern gegenüber, erschauern; und lässt uns sinnieren über das Weltbild vergangener Zeiten, lässt uns nachdenklich werden über unsere Welt heute. Und wir setzen uns still auf die dortige Bank.

die leuchtenden Glasstelen







Diesen Anstoß, über Toleranz und Gerechtigkeit nachzusinnen und eine Hoffnung auf Menschlichkeit zu erahnen, will das gläserne Kunstwerk des Künstlers Fritz Mühlenbeck geben - das auch in die Nacht hineinleuchtet. Der Künstler sagt
dazu: "
Zwei Flügelpaare kommen aus der Erde, die symbolhafte Befreiung der „auf ewig verdammten“ Seelen, die sich aufschwingen und die Erde verlassen. Die Flügel lösen sich in Federn und Daunen auf, und die Seelen entschweben in die Unendlichkeit."


 Und wir fragen noch am Schluss: Wer wagte es einst, sich im Dunkeln, an der uralten Klostermauer entlang zum sumpfigen See zu schleichen, um dem toten Kind, das ungetauft vergraben worden war, eine Blume zu bringen? Und damit  - gegen die offiziellen, harten Positionen der Kirche gerichtet - die Unschuld dieses Kindes zu beschwören...

Ein einfacher, aber außergewöhnlicher Grenzstein

Wie schon einmal erwähnt: Unsere Initiative Kultur am Stift kümmert sich seit langem um die historischen Grenzsteine Sindelfingens und der Umgebung. Nach Anregung von uns und in bester Zusammenarbeit mit dem Vermessungsamt und dem Sindelfinger "Stadtgrün" wurde nun im Juli 2014 ein außergewöhnlicher Grenzstein im Propsteigarten aufgestellt. Auf der kleinen beigefügten Informationstafel heißt es:

"Dieser Grenzstein stand einst innerhalb der Sindelfinger Markung. Denn er grenzte mit anderen Steinen eine Wiese ab, die nicht weit entfernt an der Wurmbergstraße 31 lag. Das Nutzungsrecht für diese Wiese gehörte vor langer Zeit dem Propst des Sindelfinger Stifts. Nach der Reformation aber durfte der Verwalter des Stifts, das dem Herzogtum und später dem Königreich Württemberg gehörte, diese "Besoldungswiese" für sich nutzen; der Stein trägt deshalb die württembergische Hirschstange. Ein solcher spezieller Grenzstein erzählt also von alten Zeiten und ist sehr selten. Nun hat er seinen Platz hier im Garten, an dem sich einstmals die Pröpste und die Stiftsverwalter erfreuten."


Und hier links sind zwei der Sindelfinger Forscher zu sehen. In nachdenklicher Betrachtung des in tiefer Waldklinge gelegenen Steins Nr. 100 versunken - so versunken, wie es dem gestürzten Stein am Sommerhofenbach drohte. Aber er wurde schließlich doch gerettet... 

Seit im Sommerhofental, dort wo es an den "Winterhalde" genannten Wald grenzt, ein beschilderter Informationsweg zum Thema "Sindelfinger Grenzsteine" eingerichtet worden ist, erkennen wir hier in Sindelfingen
einen besonders engagierten Umgang mit diesen wichtigen Kleindenkmalen, die so viel über unsere Vergangenheit erzählen können. Wenn man sie lässt...
ein mächtiger Stein - in einsamster Lage

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