08 Dezember 2023



Realschüler kümmern sich um den "ersten Sindelfinger Demokraten"

Es war ein Experiment: Können Sindelfinger Realschüler mit einem vor 175 Jahren gestorbenen, längst vergessenen Sindelfinger Literaten etwas anfangen? Wird ihnen deutlich, warum dieser August Schäfer für seine demokratischen Ansichten verfolgt wurde und warum er nach Straßburg fliehen musste? Welche schwierigen Zeiten sind dies in Württemberg gewesen? Eine Abendveranstaltung mit Schülerinnen und Schülern  der Sindelfinger Realschule Eschenried sollte diese Fragen beantworten.

Der Film zeigt einen kleinen Ausschnitt aus dem fiktiven Interview mit dem Mannheimer Verleger Hoff, bei dem August Schäfer einige seiner Werke verlegt hatte. (Hoff wird von Volker Kittelberger gespielt. Filmproduktion: Hans Knauß. Weitere Filme bei "Kultur am Stift".)

Die Sindelfinger Initiative "Kultur am Stift" hatte im November 2012 diesen zu Unrecht vergessenen Webersohn einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Sie konnte damals aus Zeitgründen nicht alle fünf kleinen Filme, die fiktive Interviews mit Zeitgenossen Schäfers zeigen, vorführen. Bei der Überlegung, dies nachzuholen, entstand die Idee, Sindelfinger Schülerinnen und Schüler mit ins Boot zu holen. Bei der Schulleitung und bei Kollegen der Realschule Eschenried stieß man auf offene Ohren und die Bereitschaft, dieses Experiment zu wagen. Denn dass die Erarbeitung des komplexen historischen und kulturhistorischen Hintergrunds nicht einfach sein würde, war den Beteiligten bewusst.


So ist einem heutigen Jugendlichen natürlich nicht klar, warum die Forderung nach einer deutschen Republik im damaligen Königreich Württemberg auf heftige und harte Reaktionen, bis hin zur Gefängnisstrafe, führte. Die dabei ins Feld geführte Formel "König von Gottes Gnaden" erscheint uns heute fremd, galt aber bis ins 20. Jahrhundert. August Schäfer hat schon als junger Mann Bestrafungen in Kauf genommen, um mitzuhelfen, ein demokratisches Deutschland zu schaffen. Er ist dafür "der erste Sindelfinger Demokrat" genannt worden. Für sein Engagement geriet auch er ins Visier der Spitzel des erzkonservativen Habsburger Staatskanzlers Metternich, der die damalige Zeit prägte. Schäfer wurde mit Steckbrief gesucht!

 
So könnte sich am Beispiel eines Sindelfinger Literaten aktueller Geschichtsunterricht konkretisieren und personalisieren. Dazu sollen auch die kleinen Filme dienen, die in Sindelfingen gedreht wurden und die Schäfers Eltern, einen Jugendfreund, seinen Verleger, den bekannten literarischen Zeitgenossen Karl Gutzkow und einen württembergischen Zensurbeamten zu Wort kommen lassen. Die Schülerinnen und Schüler haben durch kurze Gesprächsrunden in die Thematik der jeweiligen Filme eingeführt und haben dann ihre Eindrücke und ihr neues Wissen diskutiert. 


07 Dezember 2023

 Sindelfinger Bilder 2

Ferkelmarkt in der Unteren Burggasse (50er Jahre)

bearbeitetes Bild; Original Familie Haubner

Zwischen den Häusern Untere Burggasse 5 und 6 - also zwischen den Werkstätten eines Wagners und eines Schmieds - fand bis in die 60er Jahre der Sindelfinger Ferkelmarkt statt. Und dann ist man zum Daimler zur Arbeit.

 Zitat:

"Wenn Sie die Art und Weise ändern, wie Sie Dinge betrachten,                                                        ändern sich die Dinge, die Sie betrachten."

Max Planck

06 Dezember 2023


 Sindelfinger Bilder 1

Planiestraße 10 und 12 (späteres Haus "Betten-Leonhardt")

mit Dank an die Familie Maurer

Das eindrucksvolle Foto zeigt das um 1910 mächtigste private Haus Sindelfingens, in der Planiestraße gelegen. Sein stolzer Erbauer, der Steinmetzmeister Peter Auer, verewigte deshalb den ganzen Straßenkomplex mit einem Relief als „Petersplatz“. Sein Enkel Wilhelm Heinrich Leonhardt eröffnete im Haus eine große Textilhandlung, ließ auch selbst Stoffe produzieren und war mit dem Einspänner und seinem noch heute vorhandenen Musterbuch bei Kunden unterwegs. 


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