07 August 2014

Ein Poetischer Ort am "Armesünderfriedhof"

einst ein verrufener Ort - heute städtische Grünanlage...

Am Freitag, dem 23. Mai 2014 wurde ein weiterer Poetischer Ort in Sindelfingen eingeweiht: am einstigen, so genannten "Armesünderfriedhof", am Klostersee gelegen.


Karte des 17. Jahrhunderts
An diesem heute idyllischen Ort weisen uns alte Mauern auf eine weit vergangene Zeit hin: Hier lag bis zur Reformation eine kleine Marienkapelle. Nach ihrem Abriss wandelte sich der Ort: Nun wurden die Mörder, die Selbstmörder, die Ungetauften zwischen den alten Mauern verscharrt - in ungeweihter Erde, also der ewigen Verdammnis überlassen. Immer wieder lässt uns die Grausamkeit dieser Zeit, auch Kindern gegenüber, erschauern; und lässt uns sinnieren über das Weltbild vergangener Zeiten, lässt uns nachdenklich werden über unsere Welt heute. Und wir setzen uns still auf die dortige Bank.

die leuchtenden Glasstelen







Diesen Anstoß, über Toleranz und Gerechtigkeit nachzusinnen und eine Hoffnung auf Menschlichkeit zu erahnen, will das gläserne Kunstwerk des Künstlers Fritz Mühlenbeck geben - das auch in die Nacht hineinleuchtet. Der Künstler sagt
dazu: "
Zwei Flügelpaare kommen aus der Erde, die symbolhafte Befreiung der „auf ewig verdammten“ Seelen, die sich aufschwingen und die Erde verlassen. Die Flügel lösen sich in Federn und Daunen auf, und die Seelen entschweben in die Unendlichkeit."


 Und wir fragen noch am Schluss: Wer wagte es einst, sich im Dunkeln, an der uralten Klostermauer entlang zum sumpfigen See zu schleichen, um dem toten Kind, das ungetauft vergraben worden war, eine Blume zu bringen? Und damit  - gegen die offiziellen, harten Positionen der Kirche gerichtet - die Unschuld dieses Kindes zu beschwören...

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