21 Februar 2024

 Der Sinnsucher an der Stadtmauer: Toleranz

Erinnerung an den ersten Poetischen Ort Sindelfingens

Ausschnitt aus Klaus Kuglers Gemälde für die Stadtmauer 1

Ihr wisst, bald sehen wir die Abendsterne,

Und manche Seele fühlt sich fast entrückt.

Die Blicke schweifen in die Himmelsferne,

ersehnen sich von dort ein Tor ins Glück.


Es prägen viele Zweifel uns´re Zeiten,

so hört der Mensch nicht auf zu fragen,

ob denn in diesen ungeheuren Weiten

allein der Zufall sollt´ den Kosmos tragen.


Die Philosophen zweifeln oft daran,

die Theologen schütteln sich vor Graus;

doch Wissenschaft zieht ihr Gesetz heran

und rechnet kühl Wahrscheinlichkeiten aus.


Ihr seht: In dieser ernsten Menschheitsfrage

ist drei Jahrhunderte die Weltgespalten.

Ein jeder spürt´s beim Blick auf diese Lage

und ist zu eignen Meinungen gehalten.


Und ich steh´ heute Abend hier am Platz,

und sprech´ zu euch von Suche nach dem Sinn,

die nötig ist zur Antwort auf den Satz:

Es geht um jene Toleranz, die uns erfüllt


beim Treffen naher, aber fremder Welten,

und im Versuch, die Mauern zu durchschreiten, 

die aufgetürmt als Hindernis zwar gelten,

einmal zerbrochen aber uns´re Blicke weiten.


Im Bild des Künstlers bröckeln still die Mauern,

und geben solche neuen Blicke frei. 

Vielleicht schwingt mit ein sanfter Hauch Bedauern,

dass manches Bunte fehlt uns heut´ dabei.

Ausschnitt aus Klaus Kuglers Gemälde für die Stadtmauer 2

Moritat, gehalten bei der Biennale 2017, als die Poetischen Orte noch einmal vorgestellt worden sind. Das Originalgemälde von Klaus Kugler gehört mittlerweile der Städtischen Galerie Sindelfingen.

 



 

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