Goethe, Gülich und Sindelfingen
Mit diesem Text fing es für uns an: „Dieser Mann, welcher zu Sindelfingen bei Stuttgart ansässig und zuletzt im Badenischen angestellt war und dessen Lebensgang wohl mehr verdiente bekannt zu sein, war in seinem Handwerk (...) wohl zu Hause.“ Es geht dabei um einen Sindelfinger namens Jeremias Gülich und das Handwerk des Färbens und ganz grundsätzlich auch um die Farbenlehre. Diese hat Goethe deshalb als seine große Forschungsaufgabe verstanden, weil darin für ihn über das „sonnenhafte“ Auge die Außenwelt mit der inneren Welt des Menschen ganzheitlich verbunden wird. Deshalb lehnte er die rein physikalische Farbentheorie des berühmten Isaac Newton radikal ab; und eine ähnliche Kritik an Newton hatte er auch in Jeremias Gülichs Büchern gefunden. So erwähnt der Dichterfürst Goethe neben dem Praktiker und Theoretiker Gülich auch unser Sindelfingen.
Auch Gülichs "Färbe- und Blaichbuch" argumentiert gegen Newtons Farbtheorie - in Sindelfingen geschrieben. Original im Sindelfinger Webereimuseum.
Der von Goethe gelobte Gülich hatte sich im Mai 1776 nach Sindelfingen verheiratet. Ein Sohn wurde im November 1778 hier geboren. Sein sechsbändiges Werk zur Färbekunst und zur Farbenlehre, 1776 – 1778 in Sindelfingen entstanden, dürfte dann aber der Anlass für den württembergischen Herzog Karl Eugen gewesen sein, Gülich 1779 als Web- und Färbermeister aus Sindelfingen in die Residenzstadt Ludwigsburg zu berufen. Zwar waren in Gülichs bewegtem Leben die Jahre, die ihn mit Sindelfingen verbanden, nur kurz, aber es waren doch seine entscheidenden und für die Entwicklung der Färberei in Württemberg bedeutsame Jahre.
Abbruch der sogenannten Gelbfärberei Heininger in der Grabenstraße (1998). In dieser Gegend wird wohl auch Gülichs Werkstatt gestanden haben - direkt an der Schwippe (Foto: phil). |
Material zu
Gülich ausführlicher in: www.zeitreise-bb.de/guelich
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