15 Februar 2010

Zu Unrecht vergessen: 
Christoph Friedrich Grieb

Im November 2009 hat Kultur am Stift ein neues Kapitel seiner Themen aufgeschlagen: "Vergessene Sindelfinger" nennt sich die Veranstaltungsreihe, die mit einem Kosmopoliten begann, der wieder aus dem Dunkel der Geschichte gehoben wurde.
Griebs Geburtshaus in der
Ziegelstraße 

Christoph Friedrich Grieb hieß der aus einfachen Verhältnissen stammende Sindelfinger, der sich in einer beeindruckenden Art und Weise zu einer allseitig interessierten und gebildeten Persönlichkeit entwickelte. (Rechts sein heute noch stehendes Geburtshaus in der Ziegelstraße.)Kein Thema gab es, das ihn nicht begeistert hätte - aber immer sah Grieb die Nutzung dieses Wissens im Zusammenhang mit der Gerechtigkeitsfrage:

Die rasende Veränderungen der Lebenswelt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts drohten zu sozialen Katastrophen zu werden - das sah er früh. Im Paris der 30er Jahre - im Schmelztiegel neuer, auch utopischer Ideen; zwischen Tausenden von politischen Flüchtlingen - begeisterte sich Grieb für die Ideen des Frühsozialisten Charles Fourier. Er wurde nach New York geschickt, um auch dort für die utopischen, genossenschaftlichen Lebens- und Arbeitsformen des berühmten Franzosen zu werben - zum Beispiel im noch unerschlossenen Texas.
Modell von Fouriers utopischer Siedlung "Phalanstères"
(aus August Bebels Buch über Fourier)

In London erarbeitete er ein neues deutsch-englisches Wörterbuch, da ihm klar war, dass Englisch die Sprache der Zukunft sein würde. Besonderen Wert legte er dabei auf den
naturwissenschaftlichen Teil. Alle technischen Entwicklungen beobachtete er genau, übersetzte große französische Journale der Wissenschaften ins Deutsche.

Die 1848er Revolution sah in wieder in der Heimat, in Stuttgart. Hier engagierte er sich vehement für genossenschaftliche Sozialstrukturen; warb auch in seiner Heimatstadt für seine Landtagskandidatur. Immer war Grieb aber dabei geprägt von einem tiefen christlichen Gerechtigkeitssinn: "Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert!"

Griebs Schrift gegen die Sklaverei

Als Journalist, Sprachlehrer und fleißiger Übersetzer verdiente er sein Geld. Seine Übersetzungen berühmter englischer und französischer Autoren fanden viele Leser. Mit Dickens, Bronte, Thackeray, Dumas u.a. waren es Schriftsteller, die einen kritischen Blick auf die Entwicklung der europäischen Gesellschaft warfen. Typisch für ihn: Seine Übersetzung der Lebensgeschichte eines entflohenen Negersklaven, mit der er heftig gegen die nordamerikanische Sklaverei protestierte.

Christoph Friedrich Grieb starb, gerade 50 Jahre alt geworden, 1861 in Stuttgart. Interessant ist auch die Zusammenarbeit mit dem Sindelfinger Stiftsgymnasium, das sich auch dieser Persönlichkeit widmen wird. Die Initiative Kultur am Stift steht mit seinem letzten direkten Nachkommen, dem hochbetagten Engländer Kenneth Grieb, in engem Kontakt.
unser englischer Freund: Kenneth Grieb


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